Antike Ausgrabungsstätte Anemurium in der Türkei

Altes Hamam in Anemurium am Strand.
Etwas für Entdecker! Folge den Pfaden, erkunde die Nekropolis und genieße den Panoramablick der Akropolis Anemuriums auf dem Kap Anamur.

Einleitung: Anemur Antik Kenti

Du magst das Erkunden auf eigene Faust und bist gerne abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs? Dann ist die Ausgrabungsstätte Anemurion in der Nähe der heutigen türkischen Stadt Anamur etwas für dich. Ich habe diesen Ort Anfang 2022 auf meiner Overlanding Reise besucht und war überrascht, wie unterbewertet das archäologische Gelände ist. Ich fand dort kaum Besucher vor und der Eintrittspreis lag bei unter einem Euro. Das ist in der Türkei im Vergleich zu den touristischen Ausgrabungsstätten wie Efes oder Phaselis nicht mal ein Zehntel des üblichen Eintrittspreises.

Praktische Anreise und Erkundung auf Anemurion's Gelände

Der Parkplatz des Geländes befindet sich bereits direkt inmitten des Geländes. Man passiert einen Wärter, bei dem die Eintrittsgebühr (damals umgerechnet 0,70 Euro) zahlt und ist dann bereits auf dem Areal. Man folgt weiter der Straße und parkt bei den Häusern des Personals. Man kann nicht daran vorbeifahren, denn der weitere Verlauf der Straße ist sowieso abgesperrt. Steigt man aus dem Auto aus und begibt sich in beliebiger Richtung ins Grüne, so steht man direkt mitten in den Überresten der antiken Stadt Anemurion. Rechts der Straße findet sich die Nekropolis, links der Straße mehrere Grundmauern, die bis ans Meer heranreichen. Geht man den Weg ein wenig zurück, so sieht man eines der liebevoll restaurierten Objekte. Durch die verglasten Fenster kann man dort ein wunderschönes Bodenmosaik bestaunen. Auf jeden Fall sehenswert.

Parkplatz der Ausgrabungsstätte von Anamur

Informativ und Vielfältig: Beschilderung und Diversität in Anemur's Gelände

Die antike Ausgrabungsstätte von Anemur gefiel mir einerseits wegen der Ruhe. Zusätzlich zu meiner Anwesenheit waren nur zwei andere Fahrzeuge als Gäste dort. Das war selbst für die Nebensaison gar nichts. Außerdem ist positiv hervorzuheben, dass die einzelnen Areale und Gebäude Anamurs beschildert sind und man sich kurz und knapp darüber informieren kann, wovor man denn gerade überhaupt steht. Das findet man in englischer Sprache leider nicht in jeder archäologischen Stätte. In der Anlage selbst herrscht eine angenehme Abwechslung aus zwei restaurierten Gebäuden, einigen verfallenen Gebäuden beziehungsweise deren Grundmauern und gut erhaltenen Gebäuden. Zudem gibt es auch noch Areale, an denen bisher noch nie Ausgrabungen stattgefunden haben. Eines dieser Areale ist die Akropolis hoch oben auf dem Kap Anamur.

Nekropolis, Akropolis? Du verstehst nur Polizei?

Wenn du jetzt denkst, dass dies ein schlechter Wortwitz ist, dann aufgepasst: Das griechische Wort „polis“ bedeutet Stadt/Staat und das deutsche „Polizei“ leitet sich tatsächlich davon ab. Es nahm dabei noch den Umweg über das lateinische „politia“. Bis heute sind Polizisten Staatsbedienstete, deren aktuelle Aufgaben sich aus denen der damaligen Staatsverwalter entwickelt haben.

In Verbindung mit „nekros“ (griechisch: Toter) bildet es das Wort Totenstadt und in Verbindung mit „akros“ (griechisch: höchster) so etwas wie „Oberstadt“. Die Akropolis in Athen befindet sich zum Beispiel auf einem Berg überhalb der restlichen Stadt, ebenso wie die Akropolis von Anemurion.

Nekropolis-Erkundung: Auf den Spuren der Vergangenheit in Anemur's Friedhof

Meine erste Anlaufstelle war die Nekropolis direkt am Parkplatz. Der Friedhof des antiken Anemuriums zieht sich über den ganzen Hang und man kann dort Stunden damit verbringen wie eine Bergziege zwischen den Überbleibseln herumzuspazieren und immer wieder neue Entdeckungen zu machen. Was mich hier besonders beeindruckte: Viele der Gräber hatten noch ein Dach. Es kommt nicht so oft vor, dass man in Ausgrabungen Orte betreten kann, die noch ein Dach haben. Man bekommt ein ganz anderes Gefühl für Raum und dies macht alles noch deutlich erlebbarer. Wenn man dann noch die erhaltenen Details in den kleinen Räumen erkennen kann, schlägt das Entdeckerherz deutlich höher. Auf dem Hang der Nekropolis kann man sich außerdem einen guten Überblick über das restliche Gelände zulegen.

Die Nekropolis der antiken Stadt Anemurium.

Wellness der Antike: Ein Blick auf das erhaltene Hamam von Anemurium

Ein weiteres Highlight war für mich das recht gut erhaltene Hamam. Während auf der gegenüberliegenden Wegseite gerade das kleine Theater restauriert wurde und einen gut vermittelte, wie es damals mit den hellen nicht verwitterten Steinen ausgesehen haben muss liegt auf der Hangseite ein zweistöckiges Gebäude mit Dach, dass mich begeisterte. Das Bäderhaus ist gut erhalten und den Boden zieren teilweise große blauweiße Mosaike, die zum Schutz abgedeckt wurden. Man kann Waschbecken erkennen und auf Treppen auf und ab gehen. Im zweiten Stock hat man einen schönen Ausblick auf das Theater und das Meer. Und ich kann mich nur wiederholen: Das vorhandene Dach gibt einem auch hier einen viel tieferen Blick in das Gefühl des Ortes. Mit einem Dach wird eine Ausgrabung plötzlich zu einem Raum, in den man sich selbst versetzen kann. Ich fand es super.

Die Reste eines der drei Hamams von Anemurium.
Ausblick aufs Meer am Hamam in Anemurium.

Erklimmen der Geschichte: Die fesselnde Akropolis von Anemurium

Das absolute Highlight des Areals ist und bleibt für mich jedoch die Akropolis. Ständig verleitet einen das hoch oben gelegene Kap dazu einen Blick in diese Richtung zu werfen. Wer unten über das Areal am Meer läuft und nicht den Reiz des Aufstiegs verspürt, der ist kein Entdecker. Für mich war es daher klar, dass ich ganz oben stehen möchte und startete daher den mühsamen weg nach oben. Unten am Strand stehend erkannte ich Trampelpfade im Hang und nach einigen Metern auf diesen erkannte ich an viel Fell in den dornigen Büschen, dass dieser wohl oft von Schafsherden genutzt wird. 

Ich folge dem Weg einige Zeit linksherum der Wasserlinie folgend und kam höher und höher, ehe mein Weg abrupt stoppte. Mir stand ein großer Zaun im Weg und die Tür war abgeschlossen. Blöd gelaufen. Ich musste wieder komplett zurück laufen, denn rechts und links des Weges herrschte undurchquerbares Dickicht aus dornigen Pflanzen.

Auf eigene Faust: Der anspruchsvolle Weg zur Akropolis von Anemurium

Für den weiteren Weg sei du ebenfalls gewarnt: Ich rate ausdrücklich für eine lange Hose. Der Weg ist kein Weg, sondern du musst ihn dir selbst erarbeiten. Du solltest fit und aufmerksam sein und an den steilen Passagen aufpassen. Vielleicht findest du einen angenehmeren Weg, ich stand jedoch manchmal auch an steileren Stücken. Sei einfach vorbereitet und nicht leichtsinnig.

Ich kam zurück in die Nähe des Ausgangspunktes und sah, dass der Weg von dort anfangs auch in die andere Richtung weiterführt. Wenn man aus der Ferne auf das Kap schaut, dann wird man eine große Mauer erkennen, die rechts senkrecht den Hügel hinauf führt. Ich wagte mich schließlich auf den noch vorhandenen Wegen zwischen dieser Mauer und der Wasserlinie den Hügel hinauf. Die Wege verlaufen sich jedoch sehr schnell und letztendlich sucht man sich den Weg frei Schnauze nach oben. Ganz frei in der Wahl ist man nicht, denn immer wieder kommen Ansammlungen von sehr dornigen Büchen, kleine Bäumchen, zu steile Abschnitte oder auch Mauern und Rest der antiken Stadt. Hier oben fanden keine Ausgrabungen statt, weshalb die Grundmauern der Gebäude teilweise unter der Erde liegen.

Panorama auf einen Strand vom Kap Anamur.

Aufstieg mit Panoramablick: Einzigartige Eindrücke von der Akropolis in Anemurium

Der Aufstieg ist aufgrund der Unwegsamkeit etwas beschwerlich und ich musste auf halbem Wege eine Pause einlegen. Dazu rate ich auch dir, selbst wenn du fit sein solltest. Erst wenn du dich umdrehst kannst du die wunderschöne Aussicht entdecken, die sich mittlerweile verborgen in deinem Rücken entwickelt hat. Der perfekte Zeitpunkt für einen kleinen Snack.

Kurz vor dem Gipfel steigt dann schlafartig die Vorfreude. Pass auf, denn was du als Boden wahrnimmst kann teilweise das Dach eines antiken Gebäudes sein. Schau auf den Boden während du dich bewegst und genieße dann die Ausicht. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Nach dem steilen dornigen Weg steht man plötzlich auf einer kleinen mehrstufigen Fläche, die teilweise mit Wiese bewachsen ist. Es ist windig, Blümchen schaukeln im Wind und 270 Grad rundherum sieht man nichts als das offene Mittelmeer. Zu deiner rechten eröffnet sich der Blick auf eine schroffe Felsenküste, an denen die meterhohen Wellen zerbrechen und zu deiner linken sieht du den weitläufigen Strand mit der Ausgrabungsstätte. Die großen Häusern in denen du eben noch standest sind jetzt winzig klein und hier oben hörst du nur noch den Wind, der über das exponierte Kap und um deine Ohren weht. Traumhaft! Doch seht selbst:

Ausblick vom Kap Anamur auf den Strand.
Ausblick vom Kap Anamur auf Felsen der Küste.

Fazit: Anemur Antik Kenti

Es gibt in Anamur noch mehr zu entdecken. Wenn man sich Zeit nimmt, kann man an vielen Stellen Details oder Reste von Mosaiken erkennen, die der gehetzte Tourist nie sehen wird. Oder du setzt dich auf die Grundmauern von Gebäuden, die mittlerweile am Strand vom Meer gefressen werden und lauschst den Wellen. Sei kreativ und genieß deine Zeit. Meine Arbeit an dieser Stelle ist getan, denn ich möchte dir nicht alles verraten. Für mich persönlich ist die Ausgrabungsstätte von Anemurion definitiv einen Besuch wert, denn selten kann man sich so frei bewegen und gleichzeitig so viele interessante Details erkennen. Es mangelt ansonsten meist an einem der beiden Dinge. Mit steigender Zahl an Besuchern wird jedoch auch Anemurion sich irgendwann anpassen müssen – zum Leid aller gewissenhaften Entdecker unter uns. Also schnell hin, bevor es zu spät ist. 😉

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